140 Jahre Gesellschaft der Freunde Carnuntums
Ein Beitrag von Nisa Iduna Kirchengast - Redaktion: Daniel Kunc, Thomas Mauerhofer
Die Geschichte der Gesellschaft der Freunde Carnuntums (GFC) reicht bis ins Jahr 1884 zurück, als sie unter dem Namen Verein Carnuntum gegründet wurde. Die GFC, heute einer der ältesten und traditionsreichsten archäologischen Fördervereine Österreichs, hatte von Beginn an zum Ziel, Forschungen in und um Carnuntum zu unterstützen und die Funde in einem eigenen Museum der Bevölkerung zu präsentieren. Mit Alfred Ritter von Arneth als ersten Vereins-Präsidenten und unter der Patronanz von Kronprinz Rudolf begannen systematische Ausgrabungen, die bedeutende Funde ans Licht brachten, darunter ein Mithrasheiligtum (Mithräum I „Am Stein“) und das Amphitheater der Militärstadt.
Mithräum III während den Ausgrabungen des Vereins Carnuntum 1894
(J. Cencic - W.Jobst, Bericht über die Grabungen 1994-1998 im Mithräum III von Carnuntum, CarnJb 2004, 63 Abb. 3.)
Der Verein Carnuntum beauftragte 1898 so auch Oberst Max von Groller mit einer systematischen Ausgrabung auf dem Pfaffenberg, deren Ergebnisse bereits 1900 in der Schriftenreihe Römischer Limes in Österreich publiziert wurden. Trotz anfänglicher Herausforderungen, wie dem Mangel an geschultem Fachpersonal, setzten die Mitglieder ihre Arbeit fort und trugen wesentlich zur Erforschung der römischen Geschichte in Carnuntum bei. Die Tätigkeiten des Vereins und ausgewählte Ergebnisse der Ausgrabungen wurden in den vereinseigenen Berichten des Vereines Carnuntum publiziert.
1. Präsident des Vereins Carnuntum, Alfred Ritter von Arneth (Daheim-Kalender 1897, S. 245)
Finanziert aus privaten Mitteln, zählte die Gesellschaft im Laufe ihrer 140-jährigen Geschichte bedeutende Persönlichkeiten aus Kaiserhaus, Adel, Wissenschaft und Wirtschaft zu ihren Mitgliedern. Ihre Arbeit umfasste nicht nur die wissenschaftliche Forschung, sondern auch die Errichtung des Museums Carnuntinum im Jahr 1904, das vom Kaiser persönlich eröffnet wurde. Der ehemalige Bürgermeister Bad Deutsch-Altenburgs, Karl Hollitzer, stellte dem Verein im Ort, nahe der Donau, ein Grundstück zur Errichtung des Museumsbaus zur Verfügung. Dieses Museum, gestaltet im Stil einer provinzialrömischen Villa, beherbergt seitdem nicht nur Neufunde aus den Grabungen, sondern auch bedeutende Bestände aus Privatsammlungen der Mitglieder. Im Verlauf der nächsten Jahrzehnte wurde das Museum vom Verein Carnuntum geführt, doch 1939 wurde Carnuntum zur „Führerangelegenheit“, und wurde wie viele Institutionen des ehemaligen Österreichs in den Machtapparat der NS-Diktatur eingegliedert. Der Verein wurde aufgelöst und das Museum dem damaligen Gau Niederdonau zugeführt. Erst nach Ende des Krieges konnte sich der Verein der Freunde Carnuntums 1948 neu konstituieren und erhielt das Museum vom Innenministerium zurück. 1953 wurde es schließlich vom Land Niederösterreich übernommen.
Modelle der eingereichten Museumsentwürfe, ausgestellt im Museum Carnuntinum
Heute setzt die Gesellschaft ihre Arbeit fort, indem sie aktuelle Forschungsprojekte in Carnuntum unterstützt und ihr Wissen durch Vorträge, Fachtagungen und wissenschaftliche Veröffentlichungen teilt. Ihre Tätigkeiten publiziert die Gesellschaft in den Acta Carnuntina und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Verbreitung neuester Forschungen in und um Carnuntum. Ihr Ziel bleibt somit unverändert: die Förderung der archäologischen Forschung und die Sicherung archäologischer Zeugnisse der römischen Geschichte für zukünftige Generationen. Die Geschichte der Gesellschaft spiegelt nicht nur die Forschungsgeschichte von Carnuntum wider, sondern auch die Zeitgeschichte, von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis zum heutigen Engagement im 21. Jahrhundert.