An der Grenze des Reiches – Der Römische Limes
Ein Beitrag von Nisa Iduna Kirchengast - Redaktion: Daniel Kunc, Thomas Mauerhofer
Die Grenzbefestigungen des römischen Reiches, auch als Limes bekannt, zählen zu den bedeutendsten archäologischen Bodendenkmälern Europas. Ursprünglich bezeichnete der lateinische Begriff limes oder ripa einen Grenzweg oder eine (Fluss-)Barriere. Im Laufe der Zeit entwickelte er sich zu einem umfassenden System einzigartiger Grenzanlagen, das dem Schutz des Römischen Reiches diente. Diese Befestigungen boten jedoch nicht nur militärische Sicherheit, sondern förderten auch politische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen, die den europäischen Raum nachhaltig prägten.
Die wichtigsten Quellen zur römischen Geschichte und den Grenzen des römischen Reiches sind antike (In-)Schriften und archäologische Funde. Historische Autoren wie beispielsweise Tacitus liefern wertvolle Informationen, aber auch römische Münzen und militärische Architektur, die mit modernen archäologischen Methoden wie u.a. geophysikalischen Prospektionen oder 3D-Dokumentationen untersucht werden, tragen zur Erforschung bei. Die Eroberung des heutigen österreichischen Gebiets begann 15 v. Chr. unter Kaiser Augustus, dabei wurden strategisch wichtige Punkte und Handelswege gesichert. Ab der Mitte des ersten Jahrhunderts wurde begonnen systematisch Militärlager und Befestigungen entlang der Donau zu errichten. Im vierten Jahrhundert verstärkte Kaiser Valentinian die Grenzanlagen noch einmal aufgrund vermehrter Barbareneinfälle. Im fünften Jahrhundert eroberten jedoch die Hunnen die Provinz Pannonien, woraufhin sich die römischen Grenztruppen zurückzogen und der Limes nach und nach aufgegeben wurde. Seit dem Mittelalter und der frühen Neuzeit wurden die römischen Hinterlassenschaften im Donauraum studiert, wobei eine systematische, wissenschaftliche Untersuchung Ende des 19. Jahrhunderts begann. Heute arbeiten verschiedene österreichische Wissenschaftsinstitutionen und das Bundesdenkmalamt gemeinsam an der Erforschung des Limes.
© Archiv Museum Carnuntinum - Heidentor Petronell-Carnuntum, 1. Hälfte d. 20. Jh.
Die Strukturen, die fast 500 Jahre lang genutzt wurden und sich über mehr als 5000 Kilometer erstreckten, prägen bis heute viele Kulturlandschaften und bildeten die Grundlage zahlreicher Städte. Der Donaulimes, der sich von der Quelle der Donau im heutigen Deutschland bis zum Schwarzen Meer erstreckte, war ein Teil der umfassenderen Grenze des Römischen Reiches. Er bestand aus einem Netzwerk von Kastellen, Legionslagern und Wachtürmen, die entlang des südlichen Donauufers im Abstand von 10 bis 30 Kilometern positioniert waren. In Friedenszeiten ermöglichten diese Befestigungen den Handel mit benachbarten germanischen Bevölkerungsgruppenjenseits der Donau und ermöglichten einen kontinuierlichen kulturellen und wirtschaftlichen Austausch, da das römische Militär auch eine wichtige Einnahmequelle darstellte.
Das Welterbe Donaulimes umfasst auch zahlreiche Bodendenkmäler, darunter etwa auch das Amphitheater der Zivilstadt in Petronell-Carnuntum.
Der österreichische Abschnitt des Donaulimes erstreckt sich über 360 Kilometer und umfasst bekannte Orte wie Enns/Lauriacum, Wien/Vindobona und Carnuntum. Besonders in Österreich sind viele bedeutende Befestigungsanlagen entlang des Donaulimes gut erhalten. Der westliche Abschnitt des Donaulimes, einschließlich des österreichischen Teils, wurde 2021 zum UNESCO-Welterbe ernannt. Dies unterstreicht seinen Einfluss auf die europäische Geschichte und die Bedeutung seiner Überreste für unser Verständnis der Vergangenheit. Auch andere Abschnitte der ehemaligen Grenze des Römischen Reiches wurden bereits als UNESCO-Welterbe anerkannt. Dazu gehören der Hadrians- und Antoninuswall in Großbritannien sowie der Obergermanisch-Raetische Limes und der Niedergermanische Limes in Deutschland und den Niederlanden.
Wenn Sie am Thema interessiert sind, möchten wir Ihnen folgenden Vortrag unseres Freundesvereins besonders ans Herz legen: DER NIEDERGERMANISCHE LIMES: Schatzkammer des Lebens an der Römischen Grenze (am 12. Juni 2024)
Heute bieten archäologische Fundstätten und Museen entlang des Donaulimes einen faszinierenden Einblick in das Leben und die Geschichte des antiken Römischen Reiches. Österreich ist mit 22 Einzelkomponenten Teil der Welterbestätte Donaulimes. Diese Fundstätten in Oberösterreich, Niederösterreich und Wien umfassen die Überreste von Kastellen, Militärlagern, zivilen Siedlungen und Wirtschaftsanlagen entlang des Flusses. Der Limes war damals wie heute nicht nur eine Grenze zwischen verschiedenen Gebieten, sondern dient vielmehr als verbindendes Element zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen, die eine gemeinsame Geschichte teilen.