Komm süßer Tod - Die Gräberfelder Carnuntums

Ein Beitrag von Nisa Iduna Kirchengast - Redaktion: Daniel Kunc, Thomas Mauerhofer
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Halloween und Allerheiligen stehen heute im Spannungsfeld zwischen lebendiger Brauchtumspflege und stillem Gedenken, wobei Halloween als ausgelassene Feier mit Wurzeln in alten keltischen und christlichen Traditionen den Vorabend von Allerheiligen einleitet, einem Tag, der in vielen Kulturen dem Andenken an die Verstorbenen gewidmet ist. Die Praxis, den Toten Respekt und Ehrerbietung zu erweisen, zeigte sich auch in den römischen Bestattungszeremonien, die stark ritualisiert waren und eine Vorstellung von einem Leben nach dem Tod vermittelten. Die Gräberfelder Carnuntums und ihre Bedeutung im römischen Totenbrauchtum bieten einen Einblick in die kulturelle Bedeutung des Todesrituals. Carnuntum besaß mehrere Gräberfelder, die entlang der Ausfallstraßen angelegt wurden und den tiefen Respekt der römischen Bevölkerung gegenüber ihren Verstorbenen sowie die Pflege eines reichen Totenrituals bezeugen.

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In den ersten beiden Jahrhunderten n. Chr. dominierte in Carnuntum die Brandbestattung (crematio). Der Leichnam wurde auf einem Scheiterhaufen (ustrina) verbrannt und anschließend in einer Urne oder ohne Gefäß beigesetzt, oft zusammen mit Grabbeigaben wie Lampen, Münzen oder Nahrung für die Reise ins Jenseits. Auch wenn zeitweise die Einäscherung des Leichnams vorherrschte, gab es immer auch die unverbrannte Bestattung. Eine „Trendwende“ von der Brand- zur Körperbestattung setzte ab der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. ein: Warum es zu diesem Wechsel der bevorzugten Bestattungsart kam, ist bis heute nicht vollständig geklärt, religiöse Einflüsse, wie das Christentum, oder wirtschaftliche Gründe können dazu beigetragen haben.

Das ewige Leben: Nekropolen und Gräberfelder

Die größten Gräberfelder Carnuntums befanden sich südlich der gegenwärtigen Johanneskapelle und im Bereich des heutigen Parkplatzes der Römerstadt. Sie waren oft von Mauern (sogenannten Grabgärtchen) oder Hecken umgeben, was auf eine starke familiäre Bindung der Begrabenen schließen lässt. Diese Nekropolen zeigen auch deutlich den römischen Umgang mit dem Tod: Gräber sollten nicht gestört werden, was durch Grabsteine und Markierungen wie hölzerne Stelen symbolisiert wurde. Zudem belegen archäologische Funde, dass es in der Antike durchaus Grabräuberbanden gab, die es auf die wertvollen Grabbeigaben abgesehen hatten.

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© Landessammlungen NÖ, Archäologischer Park Carnuntum (Foto: N.Gail)

Ruf(us) Lucilius / M(arci) f(ilius) Cam(ilia tribu) Au/g(usta Bagiennorum) mil(es) leg(ionis) XV / Apol(linaris) ann(orum) XXI / stip(endiorum) IIII h(ic) s(itus) e(st) / M(arcus) Lucilius f(ilio) po(suit)

„Rufus Lucilius, Sohn des Marcus, aus Augusta Bagiennorum (Bene in Piemont), eingetragen in der Tribus Camilia, Soldat der 15. Legion Apollinaris, 21 Jahre, 4 Dienstjahre, liegt hier begraben. Marcus Lucilius hat dem Sohn das Grabmal gesetzt.“

Besonders interessant sind die Grabinschriften und Grabstelen, die eine wichtige Rolle bei der Dokumentation der römischen Begräbnisrituale spielen. Sie bieten Einblicke in die Biografien der Verstorbenen, ihre Herkunft, ihren sozialen Status und ihren Beruf. Die Ausrichtung der Grabsteine zur Straße hin diente dabei als Kommunikationsmittel. Aufwändig gestaltete Bildnisse und Inschriften überlieferten nicht nur die Namen und Verdienste der Verstorbenen, sondern ermöglichten auch, das Gedenken über den Tod hinaus zu sichern. Über 200 Grabinschriften von Soldaten aus Carnuntum sind heute bekannt, die detaillierte Informationen über die Herkunft, den militärischen Rang und die Dienstjahre der Verstorbenen geben. Die häufig abgekürzte Formel „D(is) M(anibus)“ – den Totengöttern geweiht – ziert viele Grabsteine und weist auf die fest etablierte religiöse Praxis hin, den Verstorbenen im Totenreich als Teil der Gemeinschaft der dii manes zu ehren.

Die römischen Gräberfelder von Carnuntum bieten somit einen reichen Fundus an archäologischen und epigraphischen Zeugnissen, die nicht nur Aufschluss über die Bestattungsrituale und den Umgang mit dem Tod in der römischen Gesellschaft geben, sondern auch den sozialen und religiösen Wandel bis in die Spätantike deutlich machen.

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Getriebene Urne mit bikonischem Körper. Treppenförmig gestufter Deckel mit Grifföse. © Landessammlungen NÖ, Archäologischer Park Carnuntum (Foto: N.Gail)

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