Mit Axt und Eimer – Die römische Feuerwehr in der Antike

Ein Beitrag von Nisa Iduna Kirchengast - Redaktion: Daniel Kunc, Thomas Mauerhofer
© Hermann Schneider

Foto von Hermann Schneider

Nam tua res agitur, paries cum proximus ardet, et neglecta solent incendia sumere vires. (Denn dein Besitz steht auf dem Spiel, wenn die Nachbarwand brennt, und Feuers Macht pflegt, wo man achtlos bleibt, sich auszubreiten.)
Quintus Flaccus Horaz (65 - 8 v. Chr.)

Die freiwillige Feuerwehr spielt in unserer heutigen Gesellschaft eine unverzichtbare Rolle, indem sie bei Bränden, Unfällen und Katastrophen schnelle und effektive Hilfe leistet. In der Antike war die Feuergefahr in Carnuntum, wie auch in anderen römischen Städten, außergewöhnlich hoch. Zahllose offene Feuerstellen im Innen- und Außenbereich, Fackeln, Öllampen und ähnliche Wärme- und Lichtquellen konnten jederzeit verheerende Brände verursachen. Dies zeigt sich bei archäologischen Ausgrabungen in vielen Siedlungen, wobei teils große Brandzerstörungen nachgewiesen werden können, die meist auf versehentlich ausgelöste Schadfeuer zurückzuführen sind. Aus diesem Grund waren beispielsweise metallverarbeitende Betriebe und Handwerker eher außerhalb des Zentrums einer Stadt angesiedelt, um die Feuergefahr zu minimieren. 

© NOE-Landessammlungen

© Landessammlungen NÖ, Archäologischer Park Carnuntum (Foto: N.Gail)

Die Organisation des Brandschutzes war somit schon in der Antike eine wichtige Aufgabe. Auch im Römischen Reich gab es daher eine Art Feuerwehr. Die stadtrömische Berufsfeuerwehr, genannt vigiles, ist ein frühes Beispiel für gut organisierte (militärische) Feuerwehrtruppen, deren Prinzipien der Brandbekämpfung und Gemeinschaftsverantwortung bis heute relevant sind. In den nördlicheren Provinzen wie Pannonien oder Noricum sind in vielen Städten Handwerkervereinigungen (collegia) bezeugt, die auch zur Brandbekämpfung herangezogen wurden. Diese Vereine ähnelten am ehesten der heutigen Freiwilligen Feuerwehr.

Die Organisation des Brandschutzes war in größeren Städten des Römischen Reiches notwendig, während in kleineren Siedlungen oftmals Nachbarschaftshilfe genügte. Der Fokus lag auf der schnellen Bekämpfung kleinerer Brände, die durch offene Feuerstellen entstanden, um deren Ausbreitung zu verhindern. Aufgrund der engen Bebauung gab es ab der Kaiserzeit Bauvorschriften für Sicherheitsabstände. Zur Brandbekämpfung nutzte man Wassereimer (hamae), mit Essig getränkte Decken (centones), Brechäxte (dolabrae) und Feuerspritzen (siphones), die jedoch nur begrenzte Kapazitäten hatten. Wie ein Feuerwehreinsatz im antiken Carnuntum ausgesehen haben könnte, wurde bereits 2017 bei unserem Fest der Spätantike von dem Verein Gentes Danubii nachgestellt – auch sie konnten erfolgreich unter dem wachsamen Auge der Freiwilligen Feuerwehr Petronell-Carnuntum Brandaus geben. 

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Feuerwehreinsatz der Gentes Danubii - Foto von Hermann Schneider

Zu den Brandbekämpfern der Antike haben wir heute einige schriftliche Überlieferungen, aber auch, neben den Brandschichten etwaiger Schadfeuer bei Ausgrabungen, den ein oder anderen archäologischen Fund: Einen Beleg für die antike Feuerwehr Carnuntums liefert uns so das Weihemonument des Lucius Octavius Faustinianus (derzeit ausgestellt im Museum Carnuntinum), bekannt als Faustinianusaltar. Dieses wurde Ende der 1950er Jahre bei Grabungen in den Großen Thermen der Zivilstadt entdeckt. Faustinianus, ein hochrangiger Magistrat und aus der Stadtaristokratie stammender Ritter, stiftete dem collegium fabrum, einer Art Freiwilligen Feuerwehr, eine Geniusstatuette, wie eine Weiheinschrift auf dem Sockel der Statue bezeugt. Das Monument wurde am Tag der Volcanalien geweiht (23. August 219 n. Chr.), einem für das collegium fabrum besonders wichtigen Tag, da dieses wie in vielen anderen Städten auch für den Brandschutz zuständig war. Wahrscheinlich war der Weihealtar im Versammlungsraum (schola) dieses Kollegiums in unmittelbarer Nähe der Thermen aufgestellt.
 

Text auf der Vorderseite:

Genium / pro sal(ute) Imp(eratoris) [[Caes(aris) M(arci) Aur(elii) / Antonini P(ii) F(elicis) Augusti]] / [L(ucius) O]ct(avius) M(arci) f(ilius) Faustinianus / [d]ec(urio) c(oloniae) C(laudiae) A(ugustae) S(avariae) et c(oloniae) S(eptimiae) A(ureliae) A(ntoninianae) K(arnunti) eq(uo) / [p]ubl(ico) sacerdotalis / p(rovinciae) P(annoniae) s(uperioris) trib(unus) mil(itum) leg(ionis) / XIII g(eminae) Ant(oninianae) trib(unus) / coh(ortis) II Mattiacor(um) / (milliariae) eq(uitatae) praef(ectus) alae / [I?]I Sept(imiae) Suror(um) (milliariae) / [c]oll(egio) fabr(um) Karn(untensium) d(onum oder -ono) d(edit)

"Diese Geniusstatue hat zum Wohl des Imperators Caesar Marcus Aurelius Antoninus Pius Felix Augustus Lucius Octavius Faustinianus, Sohn des Marcus, Decurio der colonia Claudia Augusta Savaria und der colonia Septima Aurelia Antoniniana Karnuntum, römischer Ritter, ehemaliger Priester der Provinz Oberpannonien, Militärtribun der Legio XIII gemina Antoniniana, Tribun der berittenen Cohors II Mattiacorum mit einer Sollstärke von 1000 Mann, dem Feuerwehrverein in Carnuntum zum Geschenk gemacht.“

     Weihemonument des Lucius Octavius Faustinianus (FO: Carnuntum Zivilstadt, Inv. Nr. 4343)

    Diese weitreichenden Maßnahmen der antiken Feuerbekämpfung unterstreichen die hohe Bedeutung, die der Brandschutz im Römischen Reich hatte, um Städte vor zerstörerischen Bränden zu bewahren. Die Errungenschaften und Innovationen der römischen Feuerwehren legen den Grundstein für das moderne Feuerwehrwesen, das heute aber noch immer, trotz aller technischen Entwicklungen, wie vor 2.000 Jahren auf den Mut seiner Mitglieder angewiesen ist.  

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