Land unter – Hochwasser im Römischen Reich

Ein Beitrag von Nisa Iduna Kirchengast - Redaktion: Daniel Kunc, Thomas Mauerhofer
© (c) Kirchengast, Nisa

Hochwasser in der heutigen Aulandschaft, abseits des verbauten Gebiets durchaus ein pittoreskes Schauspiel. 

Naturkatastrophen begleiten die Menschheit seit jeher, und auch das Römische Reich bildete da keine Ausnahme. Besonders Hochwasser stellte eine ständige Bedrohung dar, die sowohl die Bevölkerung als auch die städtische Infrastruktur stark belastete. Lange Zeit gab es in den historischen Quellen nur wenige Hinweise auf präventive Maßnahmen zum Hochwasserschutz. Neuere archäologische Forschungen zeigen jedoch, dass in der Antike durchaus Vorkehrungen getroffen wurden, um sich vor den zerstörerischen Folgen von Überschwemmungen zu schützen. Flüsse und Ufergebiete spielten in römischer Zeit eine zentrale Rolle und wurden von verschiedenen Bevölkerungsgruppen genutzt – von Händlern, Soldaten und Bauern. Dies führte jedoch teilweise zu Interessenkonflikten in Bezug auf den Hochwasserschutz.

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Militärstadt in Carnuntum im dritten Jahrhundert, im Vordergrund die noch nicht regulierte Donau. (C) 7reasons

Die römischen Schutzmaßnahmen umfassten sowohl technische als auch nicht-technische Methoden, darunter Drainagesysteme, erhöhte Baugrundstücke und den Bau von Brücken – Ansätze, die modernen Strategien zum Hochwasserschutz ähneln. In verschiedenen Regionen des Römischen Reiches wurden unterschiedliche Lösungen entwickelt, wie römische Katasterpläne zeigen, die das Hochwasserrisiko bereits berücksichtigten. Ein Beispiel dafür ist die „cura riparum“ (lateinisch für „Ufersorge“), die den Schutz und die Instandhaltung von Flussufern und Deichen regelte. Diese Maßnahmen schützten nicht nur vor Überschwemmungen, sondern regulierten auch den Flusslauf. Die „cura riparum“ war somit eine rechtliche und administrative Verpflichtung im Römischen Reich, die sich mit der Sicherung und Pflege der Uferzonen befasste.

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Im Vordergrund: Zivilstadt Carnuntums, dahinter die Militärstadt und der heutige Pfaffenberg. Daneben die noch unregulierte Donau. (C) 7reasons

Besonders die Stadt Rom, die an den Ufern des Tiber lag, war stark von Überschwemmungen betroffen. Ihre Lage zwischen den sieben Hügeln begünstigte regelmäßige Hochwasserereignisse, wie in vielen antiken Berichten beschrieben. Auch Carnuntum, das am Südufer der Donau lag, war in der Antike regelmäßig mit Hochwassern konfrontiert. Die Donau spielte für die Stadt eine entscheidende Rolle, sowohl als wichtige Handelsroute als auch als natürliche Grenze des Reiches. Damals präsentierte sich der Fluss jedoch ganz anders als heute. Statt eines regulierten Flusslaufs war die Donau in der Antike ein verzweigtes, kurvenreiches System mit zahlreichen Seitenarmen und sumpfigen Uferzonen. Aus diesem Grund siedelten die Römer auf erhöhten Flussterrassen, um sich vor Hochwasser zu schützen. 

© (c) Römerstadt Carnuntum

Die vergangenen Unwetter 2024 in der Römerstadt Carnuntum. Glücklicherweise entstanden trotz der enormen Wassermassen kein gravierender Schaden

Im Norden grenzte die Stadt an dichte Auwälder, im Süden reichte das Siedlungsgebiet bis zur heutigen Trasse der Bundesstraße B9. Seit der Antike hat sich die Topographie der Donauufer ständig verändert. Auch in Carnuntum veränderte der Fluss immer wieder seinen Lauf und prägte die Vegetation durch Anschwemmungen und Hochwasser, die neue Flussschleifen bildeten. Der Hauptstrom der Donau verlief damals vermutlich weiter nördlich. Teile des Legionslagers, die am Steilufer der Donau standen, sind im Laufe der Jahrhunderte durch Erosion in den Fluss gestürzt. Erst die Flussregulierung Ende des 19. Jahrhunderts brachte diese Hangrutschungen weitgehend zum Stillstand.

In den letzten Jahren hat die Forschung zu Naturkatastrophen und ihrem Schutz in der Antike zunehmend an Bedeutung gewonnen. Historische und archäologische Quellen zeigen, dass die römischen Gesellschaften nicht nur auf akute Katastrophen reagierten, sondern sich auch langfristig auf die Bedrohung durch Hochwasser vorbereiteten.

Weiterführende Literatur:

J. Hettinger, Hochwasservorsorge im Römischen Reich. Praktiken und Paradigmen. Geographica historica 44 (Stuttgart 2022).

 

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