Die Sanierung des Amphitheaters der Militärstadt
Das militärische Amphitheater von Carnuntum ist eines der bedeutendsten Baudenkmäler des UNESCO-Welterbes Donaulimes und das einzige heute noch sichtbare Bauwerk aus der Lagervorstadt von Carnuntum.
Das ca. 98 × 76 m große Amphitheater wurde Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. in Holzbauweise errichtet und nach einer erhaltenen Bauinschrift bereits in den 70er Jahren des 1. Jahrhunderts zu einem repräsentativen Steinbau ausgebaut. Gegen Ende des 2. Jahrhunderts erfolgte ein neuerlicher Umbau mit einer Erweiterung. Neben der Austragung der beliebten Gladiatorenspiele und Tierhetzen diente der Bau, in dem rund 8.000 Menschen Platz fanden, auch als Veranstaltungsort für Paraden und Übungen der römischen Truppen.
Das zwischen 1888 und 1890 ausgegrabene Amphitheater wurde bereits 1893 auf Betreiben des Vereins Carnuntum vom Land Niederösterreich erworben und restauriert. Das Amphitheater ist damit die erste Ruine der Römerzeit in Österreich, die mit öffentlichen Geldern saniert und den Besuchern zugänglich gemacht wurde. Im 20. Jahrhundert folgten weitere Restaurierungen und verschiedene Ausbesserungen.
Wie die anderen freistehenden römischen Baudenkmäler von Carnuntum ist auch das Amphitheater permanent schädlichen Umwelteinflüssen ausgesetzt. Neue Gefahren birgt zudem der Klimawandel mit immer stärker werdenden Temperaturschwankungen. So haben die originale römische Bausubstanz ebenso wie die unterschiedlichen Restaurierungen in den letzten 120 Jahren stark gelitten und weisen zum Teil massive Schäden auf. Während der langen Restaurierungstätigkeit kamen unterschiedliche Methoden und Materialien zur Anwendung, die heute auch für manche Schäden verantwortlich sind.
Das größte Problem stellt die eindringende Feuchtigkeit dar. Die dichten und harten Mauerwerksergänzungen der älteren Sanierungen verhindern eine Austrocknung im Inneren. Dies führt zu Schädigungen des Kerns und in Folge zu schalenartigen Abbrüchen der vorgeblendeten Mauerschalen.
Durch das Land Niederösterreich und das Bundesdenkmalamt wird derzeit ein umfassendes Sanierungsprojekt umgesetzt, das neben der Feuchtigkeitssanierung und Wasserableitung vor allem auch statische, bauphysikalische und chemische Aspekte beinhaltet. Eine besondere Bedeutung kommt den verwendeten Materialien und Mörtelsystemen zu. Im Zuge älterer Restaurierungen falsch errichtete oder ergänzte Mauerzüge werden rückgebaut und korrigiert. Sämtliche Arbeiten werden archäologisch betreut und überwacht.
Aus Sicherheitsgründen bleibt das Amphitheater während der Instandhaltungsmaßnahmen gesperrt. Nach erfolgter Sanierung wird der Bau mit einem neuen Präsentationskonzept für ein tieferes Verständnis von Funktion und Aussehen der Anlage wieder öffentlich zugänglich gemacht.