Thermenwesen I - Bautypen römischer Thermen
Ein Beitrag von Nisa Iduna Kirchengast - Redaktion: Daniel Kunc, Thomas Mauerhofer
Die Bezeichnung Thermae stammt vom griechischen Adjektiv qermóς / thermós "warm". Üblicherweise waren in der römischen Antike damit öffentliche Bäder gemeint, die neben einer Vielzahl von Baderäumen auch Garderoben, Palästren zur Körperertüchtigung, Bibliotheken und andere Aufenthaltsbereiche wie zum Beispiel Gaststätten beinhalteten.
Beim einfachsten Bautyp, dem Reihentyp, der etwa in der wieder errichteten Therme in der Römerstadt Carnuntum vorliegt, wurden die notwendigen Räume aneinandergereiht: vor dem Eingang befanden sich die Latrinae – also die gemeinschaftlichen WC-Anlagen. Im Apodyterium, der Garderobe, legte man sodann die Straßenkleidung ab, gelangte in das Frigidarium (Kaltbad) und über das Tepidarium (Warmbad) in ein Sudatorum (Sauna oder Schwitzbad) oder in ein Caldarium (Heißbad). Von hier aus konnte man in den Freibereich, die sogenannte Palästra, gehen und sich mit Ballspielen, Ringen oder anderweitig körperlich ertüchtigen.
Dem Prinzip, die einzelnen Räume mit ansteigenden Temperaturen der Reihe nach zu benützen, konnte hier also ganz einfach gefolgt werden. Man musste jedoch am Rückweg aus der Therme nochmals alle Baderäume durchschreiten. Beim aufwendigeren Ringtyp wurde das vermieden. Auch hier fanden sich Eingangsbereich, Apodyterium, Frigidarium, Tepidarium, Sudatorium und Caldarium sowie eine Palästra allerdings ringförmig aneinandergereiht. Dieser Typus findet sich etwa bei der großen Forumstherme, im Volksmund auch Palastruine genannt, die gleich neben dem römischen Stadtviertel in Petronell-Carnuntum besichtigt werden kann.
Der dritte belegte Haupttypus ist der sogenannte Kaisertyp, der eigentlich ein Hauptring mit zwei umlaufenden Ringen war. Diese Bauart findet sich zum Beispiel bei den bekannten Stabianerthermen in Pompeji. Die Entwicklung des opus caementitium (Gussbeton) sowie des sog. Hypokaustum, einer ausgeklügelten Fußbodenheizung, führte dazu, dass Thermen in Rom und den römischen Provinzen in jeder größeren Siedlung zu finden waren, so natürlich auch in Carnuntum. Für die Römerstadt sind neben kleineren Privatbädern mehrere größere Thermenanlagen durch die neuesten Forschungsergebnisse belegt.